RIAT 2016
Die RIAT, die alljährlich in Fairford stattfindet, ist eine der größten Airshows in Europa und stets ein Besuchermagnet für ein breites Publikum. Einmal dabei gewesen möchte man gern wiederkommen, vorausgesetzt die Zeit und das nötige Kleingeld lassen es zu.
Auch in diesem Jahr kamen wieder viele Besucher von nah und fern, um vom 08.07.- 10.07.2016 bei der Royal International Air Tattoo dabei zu sein. Ihr Programm versprach viel, war sie doch gespickt mit der neuesten und modernsten Technik, einer Menge Power und Action.
Auch mich zog die RIAT 2016 förmlich in ihren Bann. Für mich war es die zweite Reise dorthin und mit viel Neugier und einer großen Erwartung machte ich mich mit der Fotoausrüstung im Gepäck, auf den Weg nach Fairford.
Mit einem bereits erworbenen Ticket in der Tasche das für den 09.07. datiert war, ging es für mich am Freitag den 08.07.2016 zunächst auf der Autobahn Richtung Berlin-Tegel. Von dort nahm ich per Last Minute Flug um 20.45 Uhr den nächsten Flieger ins Vereinte Königreich.
Der Flug sehr entspannt, bot eine atemberaubende Aussicht. Ich genoss den Blick auf die immer kleiner werdende Welt unter uns. Mit jedem gewonnenen Meter an Höhe präsentierte sich mir eine andere Sicht aus dem Fenster und über den Wolken eröffnete sich eine große Weite, einfach unvorstellbar. 12000 Meter Flughöhe das hat schon seinen Reiz, einfach ein tolles Gefühl. Man bekam kurz zu spüren, was Piloten tagtäglich genießen dürfen.
Eineinhalb Stunden später befand ich mich im ca. 888 km (Luftlinie) entfernten London Heathrow. Schnell wurde die Autovermietung aufgesucht und ab konnte es gehen nach Fairford. Doch beim Einsteigen sollte man zuvor darauf achten, “ bitte Rechts einsteigen“, anderenfalls erntet man sonderbare Blicke, wenn man links nach dem Steuer greifen möchte. In England ist halt einiges etwas anders, Fahrerseite – rechts und Fahrspurnutzung hauptsächlich – links. Also kurz gesagt, ein Umdenken war hier angesagt. Noch einmal alle Sinne geschärft und los ging es.
Das Fahren auf linker Spur stellte keine große Herausforderung da, allerdings die Kreisverkehre waren auch für mich gewöhnungsbedürftig.
Die Uhr zeigte bereits halb 1 nachts, als ich am Zielort eintraf. Die Unterkunft, da Last Minute geflogen war noch nicht organisiert. Das Timing wurde eng, die Parkplätze für die Airshow öffneten schon morgens 6.00 Uhr und die Veranstaltung war auf 7.00 Uhr gesetzt. Die Suche nach einer Bleibe hatte sich hiermit erübrigt. Es wurde für mich Zeit, das Auto einfach am Feldrand zu parken und sich im Auto zur Ruhe zu betten. Es war ja Juli!
Ich stellte also meinen Wecker um 5.00 Uhr. Ein kleiner Imbiss und eine kleine Tigerwäsche sollten drin sein.
Zu meinem großen Erstaunen, zogen am nächsten morgen bereits die ersten Besucher mit ihren Trollis an mir vorbei. Schnell wurde ein wenig Frische ins Gesicht gezaubert, doch der Hunger musste warten. Das Auto verlangte noch ein Umparken. Flink hatte ich es auf dem ausgewiesenen Parkplatz abgestellt und reite mich, wie viele andere vor mir in die lange Warteschlange ein. Dabei fiel mir auf, dass viele Zuschauer kleine Wagen voller Ausrüstung mit sich führten. Von Campingstuhl, Decken, Kühlboxen und reichhaltigem Nahrungsangebot war alles dabei.
Circa 7.30 Uhr leicht verspätet öffneten sich die Tore und schon da ließen die ersten positiven Eindrücke nicht auf sich warten.
Es gab kein Gedrängel, niemand der den Versuch unternahm sich an den anderen vorbei zu mogeln, alle begaben sich geordnet zum Sicherheitsscheck. Dieses Verhalten war mir bei Flugveranstaltungen bisher fremd. Bei jeder Airshow, die ich bisher aufsuchte war Schupsen und Drängeln an der Tagesordnung.
Nach der Überprüfung führte mich mein Weg direkt zur Bahn, den Platz sichern. Doch zu meinem Bedauern war die erste Reihe schon besetzt. Ich zögerte nicht, beherzt und freundlich fragte ich bei der vorstehenden Reihe an, ob man noch ein wenig zusammenrücken könnte. Spontan tat sich eine Lücke auf. Ein älterer Herr bot mir einen Platz neben sich. Mit einem netten Dank gesellte ich mich zu ihm an die forderste Front. Das war nun schon das zweite positive Erlebnis bei dieser Airshow.
Gegen 10.00 Uhr wurde das Display mit der polnischen F16C Block 52 (4056) eröffnet. Nur ein Blick durch den Sucher genügte und schon hatte ich die Maschine im Visier. Der Fokus fest auf sie gerichtet. Jede extravagante Flugbewegung fand nun ihren Platz auf dem Chip meiner Kamera. Ein imposanter Start, nach wenigen Metern stieg der Jet mit einem recht starken Anstiegswinkel und einer leichten Rechtskurve in die Vorführung ein. Spätestens jetzt dachte ich, wären alle wach und sind auf den Beinen. Doch der Blick auf die hintersten Reihen zeigte mir ein komplett anderes Bild. Ganz anders als ich es in Deutschland und sonst wo gewohnt war, genossen 90% der Leute die Vorführung wie einen Kinofilm, im Campingstuhl und beim Verzehr von Würstchen, Kräker und Schorle.
Weiter ging es mit dem spanischen Eurofighter 14-15 (C16-56). Der Pilot hielt die Maschine kurz nach dem Start flach über der Bahn und nach wenigen Metern schoben die beiden Nachbrenner den Jet senkrecht in den Himmel über Fairford. Was für ein Start! Das folgende Display war von engen Kurven und Pirouetten gezeichnet und der Pilot hatte sichtlich Spaß sein Können zu präsentieren. Zeitgleich versuchte ich mir vorzustellen, wie die hohen Belastungen auf einem persönlich wirken würden. Sicher kein Vergleich mit dem Start im Ferienflieger. Ein Klasse Display, was für mich zu den Top 3 bei diesem Event zählte.
Wenige Minuten später folgte die Frecce Tricolori mit ihren Aermacchi MB-339. Der Start nicht anders zu erwarten war äußerst farbenfroh. 10 Maschinen die ihr Können im Formationsflug präsentierten und je nach Flugfigur teilten sich die Flugzeuge unterschiedlich auf. Beinahe jede Formation wurde mit den Farben der Nationalflagge aus dem Raucherzeugern der Maschinen begleitet. Der Platz hüllte sich dabei in ein buntes Farbenmeer. Alle Figuren wurden mit einer unvorstellbaren Präzession geflogen, die von jedem einzelnen Piloten höchste Konzentration verlangte. Eine Maschine, die des Solisten bot zwischendurch immer wieder einen eigenen kurzen Showteil. Dabei demonstrierte der Pilot die Leistung und Eigenschaften seines Fliegers. Eine tolle Darbietung aller Piloten. Auch die Untermalung mit den 3 Farben brachte freudige Abwechslung zum bedeckten Himmel, was natürlich ein typisch englisches Wetterproblem ist.
Nach der italienischen Kunstflugstaffel, stand die F-16C Block 52 (504) der griechischen Luftstreitkräfte am Start. Ihr Display war ähnlich dem der polnischen F-16 vom Vormittag. Jedoch lieferte die hohe Luftfeuchtigkeit und der sinkende Luftdruck beeindruckende Bilder bei den Turns. Oberhalb der Flügelflächen bildeten sich Overwing vapor, eine Art Luftverwirbelung. Von Spottern oft gewünscht, erreichen sie doch einen hohen Stellenwert in ihrer Fotografie.
Um 11.00 Uhr sorgte dann das nächste Display der zweimotorigen Transporthubschrauber Chinook von der Royal Air Force für Aufsehen. Der Pilot stellte den Hubschrauber mehrmals, fast senkrecht in den Himmel, Respekt.
Zu den Top 3 der Besten zählte auch die darauf folgende Darbietung des BAE Systems Typhoon FGR 4. Dieser lieferte in voller Bewaffnung ( 4 x Meteor / 2 x 3 Brimstone 2 / 2 x ASRAAM / 2 x Paveway IV ) ein dermaßen agiles Display ab, was mir bis Dato noch nicht unter die Augen gekommen ist. Man geht davon aus, dass es Belastungs Limits gibt, doch die schienen hier wohl nicht zu gelten. Er bekam bei mir Platz 2 im Ranking.
Den Platz 1 dieser Airshow sicherten sich die F-35 Lightning II, sowie der F-22 Raptor. Schon die bloße Ankündigung ihrer Anwesenheit bei der RIAT ließ in mir den Wunsch wachsen, bei der Flugshow dabei zu sein. Die F-35 ist der neueste amerikanische Fighter, welches das Vereinte Königreich in den Versionen B als Harrierersatz mit Senkrechtstartersystem, sowie als konventionell startende C Variante kaufen wird. Sie zeigte auf der RIAT ein abgespecktes Display. Nach einem schnellen Start mit Nachbrenner zog der Pilot den Jet mit einer leicht steigenden Rechtskurve gen Himmel, wo dieser dann eine kurze Zeit verschwand. Kurz darauf folgte der Raptor und ja, dieser Jet machte seinem Namen alle Ehre.
Schon aus der Ferne war dieser an seinem markanten Triebwerksgeräusch erkennbar. Der Pilot ließ die Maschine nach wenigen Metern abheben und zog diese cirka mittig der Bahn im 90° Winkel zum Himmel, jegliche Flugphysik war dahin. Wenige Augenblicke später, drückte der Pilot mit negativen Gs den Fighter erneut mit 90° in den horizontalen Flug. Der ohrenbetäubende Lärm, sowie der wirklich imposante Start lieferten bei mir Gänsehaut. Das darauf folgende Display war einfach nur phänomenal. Enge Kurven in Kombination mit der Schubvektorsteuerung ließen den Fighter in der Luft regelrecht tanzen. Dafür haben sich die 888 Km allemal gelohnt. Den Abschluss der Vorführung lieferte der mehrmalige Vorbeiflug, in Kombination mit der F-35.
Im Anschluss folgte der fast schon gediegende Start der schwedischen Saab JAS 39 Gripen. Das solide und durchaus agile Display unterlag leider dem vorangegangenen Raptor.
Meinen letzten Programmpunkt den ich an diesem Tag mitnehmen konnte, war die polnische MIG-29. Die 33 Jahre alte Diva stand in nichts nach. Wie eh und je legte die alte Dame ihr Können nah. Mit einem ebenso imposanten Start fast gleich dem Raptor, bot der Pilot dem Publikum die Wendigkeit und durch aus die Souveränität dieses Fighters. Das Highlight seiner Show, den Jet in der Höhe absacken zu lassen, um dann im steilen Sinkflug erneut sein Programm fortzufahren.
Die Uhr zeigte nun mittlerweile halb 4, es war Zeit die Koffer zu packen und den Weg wieder Richtung Deutschland anzutreten. Wieder im Flieger sitzend und mit der Abendsonne im Fenster ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren.
Wer sich für Airshows interessiert dem lege ich nah, diese Veranstaltung definitiv einmal zu besuchen. Ich kann nur Positives berichten, vom Marketing bis hin zur Anfahrt hat alles Hand und Fuß. Wer dann noch ein wenig Zeit in den Urlaub investiert und die Mach Loop in Wales besucht, kommt mit Sicherheit auf seine Kosten. Doch hierzu vielleicht ein anderes mal.
Mein Fazit dieser Airshow, klasse Vorführung, well done.