Mit der untergehenden Sonne im Rücken bei der Sanicole Sunset Airshow
Ein besonderes Highlight für Spotter und Airshowenthusiasten war in diesem Jahr die Sanicole Sunset Airshow am 09.September 2016. Diese Airshow war zum 6. Mal in Folge, ein zusätzliches Opening Event für die am 10.09-11.09. stattgefundene 39. Sanicole Airshow. Auch mich hatte das Reisefieber dort hin gepackt, konnte ich doch schon ein Jahr zuvor dieses beeindruckende Event miterleben.
Am 09.09.2016 sollte mich nun meine Fahrt ca. 650 Km Richtung Westen führen. Genauer gesagt, es ging nach Belgien in den kleinen Ort Hechtel, wo die Sanicole Sunset Airshow statt fand.
Um 9.00 Uhr morgens machte ich mich auf dem Weg. Es war genug Zeit, da erst um 17.00 Uhr der Einlass begann.
Auf der Autobahn war an diesem Tag ein zügiges Fahren gegeben, kein nennenswerter Stau im Verkehrsfunk, sodass ich bereits etwas früher im Ort Hechtel ankam. Ein kleiner Imbiss war somit für mich noch drin.
Als ich nach meiner Stärkung kurze Zeit später am Flugplatz eintraf, war mein erste Gedanke, bin ich hier überhaupt richtig? Denn der kleine Flugplatz machte mich doch ein wenig stutzig. Lag er doch unscheinbar hinter einer kleinen Waldlichtung und bot auf dem ersten Blick nicht mehr, als eine kurze Start- und Landebahn, einen Tower und 2 bis 3 Hangar. Hier also sollte eine F-16 oder eine B-1B ein Sunset Display fliegen, fragte ich mich? Die Antwort lautete tatsächlich ja, konnte ich es doch ein wenig später live miterleben.
Der Einlass erfolgte sehr zügig, doch aufgrund der aktuellen Terrorbedrohung mussten wir uns einer verstärkten Taschenkontrolle unterziehen. Die natürlich jeder ruhig über sich ergehen ließ. Kaum hatte man die Sicherheitskontrollen hinter sich gelassen, musste man sich auch schon spurten. Schnell wurde der beste Platz auserkoren und sofort Stellung bezogen, denn an diesem Abend waren jene Plätze heiß begehrt. Die Kamera und das dazu gehörige Equipment wurde noch mal einem Check unterzogen und sofort startklar gemacht.
Den Auftakt in diesem Jahr machte gegen 18.00 Uhr eine Rockwell B-1B (85-0089) (cn 49 ), Callsign Crook 02 vom 7th Bomb Wing von der Dyess Air Base in Texas. Diese war zu diesem Zeitraum in RAF Fairford stationiert, um an der Übung “ Ampel Strike 2016 “ in Tschechin teilzunehmen. Circa 17.30 Uhr vernahmen alle ein leichtes Grollen aus großer Höhe und siehe da, Crook 02 befand sich bereits im „holding pattern“. Pünktlich 18.00 Uhr es waren leider noch nicht alle Besucher auf dem Platz, flog die B-1B ihren ersten Überflug. Wenige Minuten später folgte der zweite Überflug, nun in geringerer Höhe und mit eingesetzten Nachbrenner. 136,92 Kilonewton pro Triebwerk schoben den Überschall schnellen Langstreckenbomber gen Himmel. Der Boden vibrierte und selbst aus der Ferne war das Dröhnen der 4 Triebwerke noch zu spüren.
Im Anschluss setzen der Super Puma, das PC-9 Team der schweizer Luftwaffe, der Breitling Wingwalker aus Großbritannien und die tschechische Gripen ihr Können in Szene. Alle Displays waren eine Klasse für sich und brachten unsere Kameras unaufhörlich zum Schuss. Im Anschluss dieser Vorführungen kam bei so manchem Besucher eine winzige Verschnaufpause zur Lockerung der Muskulatur ganz recht. Doch rasch ging es weiter, der Hauptpart des Events und Höhepunkt des Abends stand an.
Es war bereits 19.00 Uhr und man konnte nun gut erkennen, was diese Airshow ausmachte. Die Sonne versang langsam hinter den Wolken, der Platz hüllte sich in leichtem Nebel und der aufgehende Mondschein breitete sich hoch über uns aus. Gleichzeitig wurden die vorführenden Maschinen noch mit den restlichen Sonnenstrahlen der bereits versunkenden Sonne geflutet. So erschien die graue Gripen des 211th Tactical Squadron aus Tschechin im wunderschönen herbstlichen Orange. Auch das schon bunte Farbschema der Breitling Wingwalkers mit ihren Boeing-Stearman-Doppeldecker wirkte noch viel intensiver. Dem Zuschauer, ob groß oder klein präsentierte sich ein Farbenmeer am Himmel.
Die nächste Vorführung, die der belgischen F-16 zeichnete sich mit einer starken Nutzung des Nachbrenners aus. Dieser setzte sich sehr schön vom abendlichen Himmel ab. Der bereits aufgegangene Mond wurde nun bei allen Spottern ein gesuchter und perfekter Background für die F-16, bot er doch eine optimale und spektakuläre Hintermalung für diese Maschine.
Nach den ersten „Turns“ startete der Pilot sein Display mit der zusätzlichen Nutzung der Täuschkörper. Der Platz vorher im Dunkeln liegend, wurde nun hell erleuchtet. Müde Kinderaugen erwachten und waren fixiert auf das Feuerwerk am Himmel. Selbst bei uns Spotter hörte man ein lautes Staunen durch die Runde gehen. Für uns war der Einsatz und der Effekt dieser Täuschkörper bei Airshows bereits bekannt, jedoch nicht bei dieser Lichtsituation. Die nächtliche Stimmung verleihte dem Ganzen einen fantastischen Anblick. Schnell gingen die Blicke auf die Displays der Kameras, hatten Blende, Belichtung und ISO gepasst? Bei vielen sah ich ein breites Grinsen, die Aufnahmen waren gelungen.
Es ging flott weiter, es folgte das Display von „OTTO“ O‘ Brien’s Flying Circus. Dieser Helikopter wirkte beim ersten Anblick unscheinbar, hatte es aber in sich. Sein Display konnte man schon als „crazy“ bezeichnen. Mit einer großen Rauchsäule, die direkt hinter dem Cockpit des Drehflüglers erzeugt wurde, begann der Pilot seinen Start. Ok mochte man denken, das vollführten bereits diverse andere Maschinen auch. Doch seine darauf folgende Präsentation war gespickt von Pirouetten und engen Kurven. Hinzu kam das Zünden verschiedener Feuerwerkskörper. Der nächtliche Himmel verwandelte sich in ein buntes Lichtermeer. Der Hubschrauber, teils nur noch an einem Lichtstrahler am Heck erkennbar vollzog im Rauch sein akrobatisches Schauspiel. Es war einmalig und zugleich imposant anzusehen, alle Zuschauer waren begeistert.
Nach OTTO’s Einlage stand das AeroSparx Team mit ihren zwei Grob 109 am Start. Auch diese beiden Flugzeuge erstrahlten im Dunkeln der Nacht, denn viele zusätzlich angebrachte LED Kabel am Rumpf der Maschinen sorgten für einen besonderen Farbrausch. Kaum waren die Flugzeuge vom Boden abgehoben, erschienen sie am Himmel in einer leuchtend wechselnden Farbpalette, erzeugt durch die bunten Lichter am Flugkörper.
Hinzu kam erneut Feuerwerk, welches an den Flügelspitzen der Motorsegler montiert war. So effektvoll in Szene gesetzt, waren sie für jeden ein Hingucker und uns Spottern viele Megabytes auf dem Chip unserer Kameras wert. Mit klassischer Musik läutete das AeroSparx Team langsam das Ende dieses Sunset Event ein.
Zum Abschluss und zur Krönung des Abends gab es für die Besucher noch ein letztes imposantes Feuerwerk.
Viele Spotter nutzten noch die Gelegenheit den einen oder anderen Darsteller samt dem Lichterglanz abzulichten.
Die Show war zu Ende, die Uhr zeigte 20.45 Uhr. Es war nun an der Zeit sich auf dem Heimweg zu machen. Zufrieden und mit besonderen Eindrücken dieser Show ging es für mich zurück auf die Autobahn, Richtung Heimat.
Wer sich nun die Frage stellt, warum man 1200 Km für 4h Event auf sich nimmt, dem sei zu sagen, es lohnt sich. Allerdings sollte man vorher die Wetteraussichten gründlich prüfen. Schnell kann Enttäuschung aufkommen, wenn statt Sonne, Regen vorherrscht. Denn dann wird das Event verkürzt oder sogar abgesagt. Auch das schmale Zeitfenster dieser Airshow das nur 3-4 Stunden Vorführung vorsieht, kann manche Änderung vorhalten. So kann es sein, dass angekündigte Gäste nicht fliegen, oder technische Probleme bei Maschinen auftreten können. Auch in diesem Jahr gab es so eine Korrektur im Programm, das AH-64D Apache Solo Display fand leider nicht statt. Ob es nun Zeitmangel oder technische Probleme waren, das blieb offen.
Wer also in den Genuss einer Night Airshow kommen möchte oder zu dieser Zeit gerade seinen Urlaub in Belgien verbringt, sollte sich dieses Event mit seiner Familie nicht entgehen lassen. Nächstes Jahr feiert man die 40. Sanicole Airshow, eine Jubiläumsausgabe laut dem Veranstalter [http://www.sanicole.com/index.php/en/]. Man kann somit auf spezielle Gäste oder eine verlängerte Sanicole Sunset Airshow hoffen.